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1983 es geht ins Rheinland

Ich wollte wieder mit geistig behinderten Menschen arbeiten.

Nach fast 4½ Jahren Arbeit mit psychisch Kranken habe ich meinen Arbeitsplatz gekündigt und mich ab dem 1. Oktober 1982 beim Arbeitsamt in Coburg arbeitslos gemeldet.  So führte mich das Schicksal, wie ein unsichtbarer Fluss, alle zwei Wochen mit der Deutschen Bundesbahn von den nördlichen Gefilden bis hinab in den südlichen Glanz, auf der Suche nach einem neuen Hafen für meine Seele.

In der Zwischenzeit, am 10. Januar 1983, erwarb ich mir auf meinem zweiten Versuch die offizielle Bestätigung meiner Kenntnis der Pfade und Geheimnisse von Coburg, indem ich sie auf der Kfz.-Zulassungsstelle entgegennahm.

Nun bin ich, um mein Arbeitslosengeld aufzubessern, als Taxifahrer in Coburg unterwegs. Ich habe fast jeden Tag Dialyse-Patienten aus der weiteren Umgebung aufgesucht, nach Coburg ins Krankenhaus gefahren und sie am Nachmittag dann wieder nach Hause gebracht. 2-mal die Woche fuhr ich früh um 5:00 Uhr von Coburg über Mitwitz, Pressig, Teuschnitz bis nach Steinbach am Wald und zurück nach Coburg, damit der Patient um 7:30 Uhr im Krankenhaus an die Dialyse kam.

Am Montag 7. März schickte mich dann das Arbeitsamt nach Bonn, um mir die dortige Arbeitstelle anzusehen. Mein Vorstellungsgespräch war für den nächsten Tag geplant. Als ich mir am Vorabend dann die Gebäude am Kaiser Karl Ring ansah und dort die riesige Psychiatrie sah, war mir klar, hier wirst Du nicht arbeiten.

Haupteingang Kaiser Karl Ring

So ging ich dann am nächsten Tag mit dem festen Vorsatz, hier nicht lange zu bleiben, ins Vorstellungsgespräch. Nachdem ich erzählt hatte, was ich möchte, zeigte mir ein Mitarbeiter die Einrichtung auf dem Gelände und das Haus, in dem ich arbeiten sollte. Ich fand eine Wohngruppe mit 8 schwer geistig behinderten Jugendlichen vor. Mein erster Gedanke, sag jetzt nichts, das ist genau das, was Du dir vorgestellt hast.

Zurück beim Heimleiter bat ich ihn bis Freitag um Bedenkzeit. Am Donnerstag, 10. März 1983, klingelte früh um 9:00 Uhr mein Telefon und der Heimleiter Herr Burianski war dran und fragte mich, wie ich mich denn entschieden hätte. Ich sagte, dass ich doch bis Freitag Bedenkzeit haben wollte, aber ob er mich denn haben wolle. Als es dies bejahte, fragte ich nur, wann ich denn anfangen soll, worauf er mir den morgigen Freitag nannte.

So bin ich dann am 10. März 1983 von Coburg nach Nordrhein-Westfalen gefahren.

Hier war ich vorübergehend vom Heimleiter untergebracht.
Im Schwensternwohnheim, auf dem Gelände des LVR